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Bodrum - Gökova

Eine Blaue Reise ins Grüne
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Es beginnt damit, dass wir nachschlagen: was ist keyif? Im Langenscheidts heißt es: 1. Wohlbehagen, Stimmung, gute Laune. 2. Fröhliche Stunden geniessen, sich eine schöne Zeit machen. Hier geht es also um Erholung pur, eine beschauliche Reise ohne Hektik in einem der schönsten Segelreviere der Welt.
Die erste Keyif-Regel lautet: Rattert nicht gleich los! Genießt stattdessen, dass Ihr gut angekommen seid. "Wer den inneren Motor nicht abstellt, sondern kaum da, schon wieder weg will, verliert nicht nur seine Seele, sondern gewinnt auch keinen Einblick in andere Seelen, zum Beispiel in die türkische, die noch mit einem reichen Zeitmaß schwingt", sagt Ayse.

Bummelt erst mal gut gelaunt durch Bodrum, z. B. rund um den Hafen. Schaut den Fischverkäufern zu. Dann setzt Euch zu einem baklava, einem kleinen süßen Kalorienbömbchen, das sehr gut mit einem türkischen Kaffee schmeckt, unter die Hafen-Palmen. Bleibt so lange sitzen wie Ihr könnt und übt keyif. Wenn Ihr es eine Stunde oder länger aushaltet, habt Ihr Euch qualifiziert für die Orak-Insel. Euere Gulet bringt Euch vom Bodrumer Hafen südostwärts durch den Kanal zwischen der Insel Karaada rechts und den zahlreichen Bodrumer Schiffswerften links.

Bodrum - Orak Adasi

Die Orakadasi Nordbucht ist gegen alle Winde geschützt, sogar gegen starken Nordwind, wenn der Kapitän genügend Ankerkette gesteckt hat. Ein stiller Platz mit Blick auf die Küste gegenüber. Östlich um die Insel herum gibt es noch eine Reiher herrlicher Ankerplätze mit türkisfarbenem Wasser. Allerdings nur bei ruhigem Wetter.

Nächster Ankerplatz ist die Alakisla-Bucht. Im NW-Eck der Bucht, da wo der Kiesstrand in eine felsige "Wand" übergeht, auf der byzantinische Häuserruinen stehen, schneidet ein schmaler Einschnitt nach Westen ein, der gerade mal einer Gulet Platz bietet. Vielleicht ist der Platz frei. Wenn nicht, macht der Kapitän östlich davor an der Felswand fest. Oder noch ein Stück östlicher am offenen Strand. Ein geheimnisvoller Platz, vor allem nachts. Am Ufer stehen byzantinische Ruinen. Östlich hinter dem Kiesstrand eine verfallene Kirche.

Bodrum - Çökertme

Ibrahims Restoran: Fröhliche Ausgelassenheit gehört ebenfalls zum keyif. Bei Ibrahim in Çökertme trifft man im Hochsommer manchmal bis zu zwanzig Gulets und Yachten. Der Oberfilou des Golfes ist immer einen Besuch wert. Çökertme heißt der Platz. Oder auch Fesliyen.

Bei Einbruch der Dunkelheit werden die Gäste von Ibrahims Söhnen mit dem Tuckerboot abgeholt und zum Pistolentanz und Wasserpfeiferauchen in den Restaurantgarten gebracht (ab Mai bis Ende September). Es gibt Fisch oder Hühnchen aus dem gemauerten Ofen. Einfach, aber gut. Meist geht die Stimmung hoch. Vor allem wenn Ibrahim sich in seine alte osmanische Soldatenuniform schmeisst, zur Dorfmusik tanzt, mit Platzpatronen in die Luft schielst und der jüngste Sohn ein gackerndes Huhn vom Dach des Hauses auf die Gesellschaft herunterflattern lässt.

Wem der Platz zu turbulent ist, der ankert gleich westlich nebenan in der Bucht Kargili. Meist macht die Crew mit einer langen Leine an einem der Olivenbäume am Strand fest. Man hört nichts anderes als Zykadenlärm und den Schrei des Esels zwischen den Olivenbäumen. Achtung: Nicht Nacktbaden! Die unsichtbar zwischen Johannisbrot- und Mandelbäumen arbeitenden Dorfbewohner könnten Anstoß nehmen; wir sind in einem islamischen Land. Dies gilt überall da, wo nicht absolute Einsamkeit ist.

Bodrum - Kleopatra Insel

Ein beschaulicher Platz war bis vor wenigen Jahren die Kleopatra-Insel, in der Seekarte sehir adalari, im hinteren Teil des Golfes. Den Korallensand hat angeblich Mark Anton der Königin von Ägypten als Hochzeitsgeschenk vor die Müsse gelegt. Die ehemals geheimnisumwitterte Insel ist längst entzaubert. Der Strand wurde von "cleveren" Tourismus-Managern entdeckt und vermarktet. Stündlich laufen Ausflugsboote vom nahen Ufer zur Insel. In der Mitte der Hauptinsel rattert ein Diesel, um in der Getränkebar Cola und Bier zu kühlen. Wer trotzdem den sagenumwobenen Sand vom Roten Meer durch seine Finger gleiten lassen will, kommt am besten Vormittags vor zehn Uhr. Nachts gilt Ankerverbot. Wichtig: Keinen Sand mitnehmen, auch keine antiken Mosaiksteine, Scherben, Amphorenteile o. ä. Nirgendwo in der Türkei! Die Gefängnisse sind keine Hotels.

Ein Muss auf jeder Golfroute ist Karacasögüt. Wegen des Waldes und der Spaziergänge, die man von hier aus unternehmen kann. Wer Kräuter liebt, kann sich mit Thymian, Salbei und Oregano eindecken: der Wald duftet, Bienen summen, ein paar Schritte nur und man ist bei Pan und Silene. Von Karacasögüt kann man auch für einen halben Tag oder Abend nach Marmaris fahren. Mit Taxi oder Minibus, die Crew hilft beim Organisieren. Einziger Nachteil von Karacasögüt ist, dass an manchen Tagen der Steg mit anderen Gulets belegt ist. Und dass es da manchmal bis spät in die Nacht hoch her geht.

Ein nirgendwo verzeichneter Geheimtipp ist die Felsnase östlich von Zeytinli Adalari, der Oliveninsel in der Einfahrt von Degirmen Bükü, ein paar Meilen westlich von Sögüt. Hier kann nur eine Gulet liegen und wenn man Glück hat, ist der Platz frei. Das Wetter muss stabil sein; kein Lodos (Südostwind bei Tiefdrucklage) darf im Anmarsch sein. Wer an diesem Platz nicht zum keyif kommt, ist für die orientalische Lebensweise hoffnungslos verloren.

Bodrum - Englische Hafen

Wenn das Wetter nicht ganz so astrein ist, segelt man tiefer in die Degirmen Bükü (English Limani) hinein, bis zur Untiefe mit der darauf sitzenden Meerjungfrau (Mahnmal vom türkischen Weltumsegler Sadun Boro, der mit dieser Kunstfigur auf den Schutz des Gökova Golfes aufmerksam machen will). Hinter dieser kleinen Untiefe schneidet ein baumumstandener Einschnitt nach Osten. Hier kann der kaptan entweder auf der link. Oder rechts an einem der Stege, wenn man dort zu Abend essen will.

Einen weiteren "stillen" Ankerplatz auf dem Weg nach West aus dem Golf heraus, findet man hinter Tuzla Koyu, am Koyun Burun, östlich hinter dem Kap, am Ostufer der Leuchtfeuerhalbinsel. Dieser Platz ist schön und einsam und deshalb bei Gulet-Kapitänen sehr beliebt.

Yedi Adalari, die sieben Inseln, sind mit ihren vier Ankermöglichkeiten der nächste Keyif-Platz. Die Einfahrt zu den Yedi Adalari ist nicht durch alle Inselpassagen möglich. Der Kaptan weiss genau wo und wo nicht er hinein fahren darf. Mein liebster Ankerplatz ist der südlichste vor dem flachen Huk und dem Strand, gleich rechts von der Südeinfahrt. Achtung auf Wassertiefe und Abstand vom Ufer. Hier hat man ein wunderbares Rundumpanorama.

An der Südküste des Golfes, im sogenannten Bördübet Limani ist ein Einschnitt für nächtelanges keyif geeignet: die sogenannte Stiefelbucht oder Büyük Çati. Je nach Wind sucht sich der Kaptan "seinen" Baum zum Festmachen aus. Im hinteren Teil wird es schnell flach. Tagsüber kommen manchmal Ausflugsboote und zerreissen für Stunden den Frieden.

Auf dem Kurs zum Kap von Knidos gibt es keine beschauliche Bucht mehr. Im Notschutzhafen von Körmen lässt sich jedoch eine ruhige Nacht verbringen, falls man es nicht schafft, in einem Tag bis nach Knidos zu gelangen. Knidos ist kein Keyif-Ort! Dafür ist hier zu viel los (in der Saison bis zu 30 Gulets und Yachten pro Nacht). Die Ruinen der alten Stadt, das antike Theater, der Vorsprung, auf dem der Tempel der Aphrodite (mit der berühmten, leider (noch) nicht gefundenen nackten Statue) stand, sind jedoch Sehenswürdigkeiten, die den beliebten Platz anzulaufen lohnen. Es gibt ein neues, angenehmes Restaurant im Buchtkneipenstil mit Holzsteg.

Von Knidos segelt oder motort man meist hoch am Wind zurück nach Bodrum. Achtung: Bei Starkwind ist das Gegenankreuzen nahezu unmöglich, weil Wind gegen Strom steht, so dass Kaptiän und Crew es vorziehen sehr früh am Morgen aufzubrechen, bevor der Wind gegen Mittag zu heftig werden, und mit Motorkraft gegenan gehen. In einer Bucht vor Bodrum ist dann meist noch Zeit, um am Nachmittag noch einmal zu schwimmen und keyif zu üben, bevor es am Abend zurück nach Bodrum in den Trubel geht.

Sehenswerte Plätze am Kurs: Byzantinische Ruinen bei Alaskila, Kleopatra Insel, Karaca Sögüt, Çinar Restaurant, English Limani, Çati, Knidos und Bodrum.

Internationale Flughäfen. Bodrum-Milas: Entfernung nach Bodrum 35 km, nach Marmaris 200 km. Dalaman: Entfernung nach Marmaris: 90 km, nach Bodrum 260km.

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